Anfang Juli war es dann soweit - wir haben unsere vier Tarock-Varianten (XXer Online & Solo, Königrufen Online & Solo) fertiggestellt. Es war der krönende Abschluss dreier arbeitsreicher Jahre. Wir haben im letzten JourFix darüber berichtet. Dann kamen die verdienten Feiern und der Rückzug in den wohlverdienten Urlaub bzw. die Regeneration. Da werden Pläne geschmiedet, neue Ideen ausprobiert und alles etwas ruhiger angegangen. Da es ja heißt "in der Ruhe liegt die Kraft", haben wir beim Team nachgefragt, wie kräftig es sich schon wieder fühlt. Dabei haben wir versucht ihnen einige Pläne zu entlocken, über Erfahrungen und Ideen gesprochen. Lest heute hier das Transkript..
Wir können uns ja schlecht selbst interviewen – obwohl, es geht natürlich. Aber das ist nicht notwendig, wir haben einfach die Kollegen unserer Schwesternzeitschrift „SpielxPress“ um Hilfe gebeten und die haben das gerne gemacht. Sie haben die Antworten nicht den einzelnen befragten Personen zugeordnet, sondern es einfach unter TeamTarock zusammengefasst.
Hallo Leute. Ihr seht heute sehr entspannt aus.
Ja, das kann man wohl sagen. Viele Monate harter Arbeit liegen hinter uns. Wir sind froh, dass wir es erfolgreich abschließen konnten.
Wir habt ihr „abschließen“ für euch definiert?
Es hat mit dem neuen Installer begonnen, dann der neue Launcher und zuletzt alle vier Produkte. Das war eine große Abstimmungsarbeit und wurde nun offiziell beendet.
Wie muss man sich das vorstellen? Was muss bei so einem Projekt abgestimmt werden?
Das größte Problem war in der Tat den laufenden Betrieb nicht zu stören. Wir haben mit manchen Updates manchmal den Spielern buchstäblich den Boden unter dem Hintern weggezogen, umgebaut und wieder sanft zurückgeschoben. Dabei durfte laut Vorgabe keine Unterbrechung entstehen und es sollte auch so wenig wie möglich davon durchdringen. Das war manchmal sehr tricky.
Was hätte passieren können?
Die Menge an Steuerdaten – das sind Einstellungen, Systemdateien und dergleichen mehr – kann durch einen Fehler oder eine Unachtsamkeit datentechnische Risse bekommen. Wenn dann dadurch Dateien fehlen oder nicht gelesen werden können, muss man eventuell neu installieren.
Ok, aber ist das ein großes Problem?
Jein. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht unbedingt computeraffine Spieler haben. Für sie stellt die Neuinstallation einer Software einen aufregenden Einschnitt dar. Daher ist das unter allen Umständen zu vermeiden. Daher haben wir auch alle Produkte jetzt so entwickelt, dass sie während der Installation und zum Start möglichst wenige Eingaben benötigen.
Das ist verständlich und logisch. Gab es trotzdem irgendwann Probleme?
Glücklicherweise waren Probleme wirklich nur sehr minimal. Wir testen ziemlich ausgiebig und ungewöhnlich lange, bis wir Neuerungen veröffentlichen. Wir haben ja die zusätzliche Vorgabe, dass die Version unter Windows, Linux und Mac laufen muss. Inzwischen haben wir ja seit 2016 doch einige Jahre Erfahrung und oft sehen wir die Probleme schon im Vorfeld und können sie beheben. So gibt es zum Beispiel Netzwerkschnittstellen, die sich eine Verbindung zum Server holen und diese erst wieder loslassen, wenn der Rechner ausgeschaltet wird. Will man da in der Zwischenzeit neu einloggen, dann geht das nicht, da der Server meint, noch eine Verbindung zu besitzen und lässt keine neue zu. Das Problem konnten wir eingrenzen und inzwischen umgehen.
Das klingt spannend. Ihr habt auch eine Lösung für die Aktivierung der Lizenzen für die Solo-Spiele gefunden?
Ja, das haben wir für Königrufen komplett überarbeitet. Es ist immer das Problem, dass etwas zwar online leicht funktioniert, aber offline in diesem Fall auch funktionieren muss. Da ist es wichtig das offline-Gefühl der User zu stärken und gleichzeitig müssen wir unser Sicherheitsgefühl gegen Raubkopien stärken. Das ist ein Balanceakt. Doch die Tests haben gezeigt, dass es gut funktioniert und auch gerne angenommen wird – vor allem, da man die Königrufen-Lizenzen direkt im Launcher holen kann, was es viel einfacher macht.
Was ist mit XXer-Rufen – wird es da die neuen Lizenzen auch geben?
Ja, das ist im Herbst geplant. Da wird das neue System, inkl. der aktuellen Computerspieler auch auf das XXer-Rufen ausgerollt. Bitte rechnet aber nicht vor September/Anfang Oktober damit.
Wird das ein Update, ein Add-On oder ein neues Produkt?
Grundsätzlich wird es ein neues XXer-Solo-Produkt geben. Allerdings werden wir unseren bisherigen Solo-Kunden natürlich den vergünstigten Umstieg ermöglichen bzw. ihnen die Wahl lassen, ob sie lieber beim alten Produkt bleiben.
Als wir im Vorfeld recherchiert haben, ist uns aufgefallen, dass ihr gerne den Kunden die Entscheidung lasst?
Ja, ich weiß schon, worauf du anspielst. Wir haben beim Königrufen wie auch beim XXer den Kunden der Onlineversion überlassen, ob sie mit uns und der Servicegebühr gehen oder lieber die Soloversion benutzen möchten. Das ist sehr gut angekommen und einige haben sich im Nachhinein ausdrücklich bedankt, dass sie die Wahl hatten. Man ist es ja leider heute schon gewohnt, dass man zu Dingen mehr oder weniger sanft gezwungen wird, aber manche Unternehmen sind dabei ziemlich unverschämt. Wir versuchen so sanft wie möglich zu sein. *Wattebällchen, Wattebällchen* (lacht)
Apropos Servicegebühr. Die musstet ihr ja Anfang des Jahres einführen. Wie ist der aktuelle Stand?
Ich kann nur sagen, dass wir sehr zufrieden sind. Die Menschen haben das sehr gut aufgenommen, haben Verständnis gezeigt und stehen zu uns und den Produkten. Das ist sehr schön.
Gab es keine harschen Worte? Seid ehrlich!
Grundsätzlich haben wir allen einen Ausweg über die Solo-Version gelassen. Das hat viel Druck aus der Sache genommen. Aber ja, es gab harsche Worte von einem User. Der meinte tatsächlich, „das hättet ihr schon viel früher machen sollen – unverständlich, dass ihr euch so viel Zeit gelassen habt.“
Diese Art von Kritik lässt man sich gerne gefallen ...
Ja, das stimmt.
Das heißt, das Projekt kann sich weiterentwickeln?
Ja, darüber sind wir sehr froh. Wir loten derzeit die Möglichkeiten aus und prüfen, wo es Sinn macht mit einem Produkt anzusetzen. Es ist anders als in den 90igern, wo wir mehr oder weniger alleine auf dem Markt waren. Inzwischen naschen viele mit und da ist es nicht immer sinnvoll, Produkte zu lancieren, welche bereits vorhanden sind. Trotzdem sind wir der Meinung, dass es Lücken gibt und diese werden wir möglicherweise füllen.
Was das ist ...?
... können wir natürlich hier und jetzt noch nicht sagen, aber wir haben unsere Fühler ausgestreckt.
Werden es weiterhin Kartenspiele sein?
Nein, das können auch andere kurzweilige Dinge sein. Wir haben ja schon mit unserem Sudoku gezeigt, dass wir auch anderes können. Aktuell wird es immer wieder gerne zwischendurch gespielt und erfüllt genau seinen Zweck. Da gibt es noch andere kleine Spiele, welche man dazupacken kann.
Wieder im Rahmen der Servicegebühr?
Ja, denn diese Spiele sind nicht so groß, dass sie einen eigenen Preis rechtfertigen. Wer also eine aufrechte Servicegebühr hat, soll diese Spiele genießen können.
Cool. Was sind die Pläne für die nächste Zukunft – wie geht es weiter?
Aktuell genießen wir etwas, das sich „Freizeit“ nennt. Für uns in der Tat eine ungewohnte Daseinsform. In den letzten Monaten und Jahren gab es eigentlich kaum Feiertage oder Wochenenden – das hat sich aktuell sehr positiv verändert. Allerdings wären wir hier alle nicht Informatiker, wenn wir nicht am Badehandtuch in der Sonne über neue Prozeduren, Programmierprobleme oder Algorithmen nachdenken würden. Das liegt in unserem Naturell.
Und worüber denkt ihr da genau nach?
(lacht) Nein, konkrete Projektpläne werden wir hier nicht verraten. Was wir allerdings sagen können ist, dass der Projektleiter derzeit an ein neues Produkt alle 6 Monate denkt. Ob das tatsächlich gelingt und die Personalkapazität dafür ausreicht, werden wir erst noch sehen.
Wow – das ist eine ganz schöne Vorgabe. Ist das ein Plan für das kommende Jahr oder - sagen wir – ein 10 – Jahesplan?
Das ist leider sehr dünnes Eis bei uns. Natürlich würden wir noch 50 Jahre weitermachen, aber viele unserer Programmierer-Truppe sind im ähnlichen Alter wie unsere Kunden. Das ist derzeit 50+. Manche Leute hier wären leichter zu ersetzen, andere schwerer bis gar nicht. Daher denken wir intern derzeit auch über einen Notstop nach.
Notstop?
Sollte einem sehr wichtigen Mitglied hier etwas passieren *klopf auf Holz*, dann darf das Projekt nicht schlagartig enden. Wir wollen den Kunden die Möglichkeit bieten, dann selbst bei sich lokal die Zügel in die Hand zu nehmen. Das soll auf Knopfdruck bei uns in der Zentrale passieren.
Wie kann man sich das vorstellen?
Das ist derzeit noch Thema für Diskussionen und kann sich jederzeit ändern. Aber der Plan ist, dass ein Admin einen Befehl absetzt und alle Installationen dann offline lauffähig werden, alle Server runterfahren, der Onlineshop geschlossen wird und sich das Team verabschiedet. Lizenzen und Onlinezugänge werden dann nicht mehr notwendig. Die Webseiten sollen für einige Jahre auch ohne unser Zutun weiterlaufen bzw. von entsprechenden Webadmins beim Provider unterstützt werden.
Ich bin geschockt. Ich habe ja schon viele Gespräche mit Softwarelabels geführt, aber das habe ich noch nie gehört. Wieso plant ihr so einen Schritt?
Die meisten Firmen machen sich keinen Gedanken zu „was kommt danach“? Einige meinen, dass sie sowieso aufgekauft werden und anderen ist es schlichtweg egal. Auf der Strecke bleiben die Kunden, welche natürlich Geld bezahlt haben, was aber meistens nach einiger Zeit keine Rolle mehr spielt, aber das Schlimmste ist, dass man etwas liebgewordenes verliert. Wir haben noch heute immer wieder Spieler aus den 90ern, welche seit damals Spiele von uns spielen und ganz aufgelöst sind, wenn sie erkennen, dass ihr neuer Rechner zwar wunderbar ist, aber kein CD-Laufwerk mehr hat. Dagegen wollten wir etwas tun.
Natürlich ist das aktuell ein romantischer und gleichzeitig wortwörtlich ein nachhaltiger Gedanke von uns, aber wir müssen das im Detail noch ausarbeiten ... wie wird das ausgelöst, was sind die Auswirkungen, wer bekommt die Berechtigung das auszulösen ... das sind viele Fragen, welche noch geklärt werden müssen. Aber wir arbeiten dran.
Romantisch nachhaltig. Ja, das ist eine sehr schöne Formulierung. Kommen wir zum Abschluss noch zu hoffnungsfrohen Gedanken. Ihr habt Freizeit erwähnt – was machen Hardcoreprogrammierer wie ihr?
Manche fahren ein paar Tage weg und manche genießen die Zeit in ihrer Heimat. Die eine oder andere Grillerei, ein Heurigenbesuch, .. ganz normale Dinge eben.
Ganz ohne Computer?
(lacht) Das wäre schlimm. Nein, Informatiker spielen gerne rum. Sei es mit künstlicher Intelligenz, mit neuen Programmiersprachen oder Features für die alten Sprachen. Viele spielen auch Computerspiele. Technik ist doch immer wieder ein zentrales Thema. Uns wird sicher nicht langweilig.
Davon bin ich ehrlich überzeugt. Ich möchte an dieser Stelle für die offenen und überraschenden Statements danken, wünsche euch viel Glück für eure nächsten Projekte und hoffe, dass wir das irgendwann einmal wiederholen können.
Während es Ende Juni/Anfang Juli noch sehr heiß war, sind wir die letzten Wochen in angenehme Temperatursphären vorgedrungen. Die Temperatur reicht zum Baden gehen, in der Nacht kühlt es angenehm ab und die Luft ist angenehm. So kann es bleiben. Hoffen wir mal :-)
In diesem Sinne wünschen wir eine schöne Zeit!
Euer Tarock-Projektteam
TriangleProductions ist ein Business-Label von Spiel & Presse e.V.
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